Wertschätzung am Arbeitsplatz: Warum sie so oft fehlt – und wie wir sie wirklich zeigen können
- Sabine Erdmann
- vor 7 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Wertschätzung – ein Begriff, den wir alle kennen, aber der im Arbeitsalltag oft nur abstrakt bleibt. In dieser Folge meines Podcasts Zeit für Wesentliches habe ich mit Daniela Mohr gesprochen. Sie ist Expertin für New Work, Führung und Organisationsentwicklung und beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie wir Arbeit menschlicher gestalten können.
Wir haben gemeinsam erkundet, warum sich so viele Menschen nicht gesehen fühlen – obwohl sie sich engagieren und mitdenken. Und was wir als Führungskräfte oder Kolleg:innen ganz konkret tun können, um das zu ändern.
Wertschätzung am Arbeitsplatz – ein unterschätzter Erfolgsfaktor
Viele Mitarbeitende erleben, dass ihr Einsatz als selbstverständlich gilt. Ein kurzes "Danke" in der Teambesprechung nach einem intensiven Projekt – mehr gibt es oft nicht. Kein echtes Gespräch, kein spürbares Zeichen, dass ihr Engagement bemerkt oder geschätzt wurde.
Daniela erklärt, dass genau hier ein zentrales Missverständnis liegt: Führungskräfte verknüpfen Anerkennung oft mit Zahlen, Zielerreichung oder Boni, während Mitarbeitende sich gesehen fühlen möchten – als ganze Person, nicht nur als funktionierendes Rädchen im System.

Die Sachebene und die Beziehungsebene: Was das Eisbergmodell uns lehrt
Ein hilfreiches Bild für dieses Missverständnis ist das Eisbergmodell: Nur ein kleiner Teil unserer Arbeit ist sichtbar – Prozesse, Ergebnisse, messbare Leistungen. Der viel größere Teil liegt unter der Oberfläche: Gefühle, Beziehungen, Werte, Identifikation.
Daniela macht klar: Echte Wertschätzung am Arbeitsplatz findet auf dieser unsichtbaren Ebene statt. Und genau deshalb reicht ein Bonus oder eine Zielerreichung nicht aus, um wahrgenommenes Engagement zu würdigen. Denn gesehen fühlen wir uns erst, wenn auch das unter der Wasseroberfläche wahrgenommen wird.
Was passiert, wenn Wertschätzung fehlt?
Wenn Menschen dauerhaft das Gefühl haben, nicht wahrgenommen zu werden, entstehen Frust, innere Kündigung – oder Krankheit. Und das wirkt sich unmittelbar auf die Leistungsfähigkeit von Teams und Organisationen aus.
Dabei wäre der erste Schritt ganz einfach: Zuhören, präsent sein, sich Zeit nehmen. Daniela spricht von indirekter Wertschätzung, die durch Aufmerksamkeit entsteht. Ein Chef, der sich bewusst Zeit für Gespräche ohne Agenda nimmt, zeigt damit: „Ihr seid mir wichtig.“ Und das verändert den Stellenwert von Beziehungen im Unternehmen grundlegend.
Konkrete Ideen für mehr Wertschätzung im Arbeitsalltag
Was mir besonders gefallen hat, sind die einfachen, aber wirkungsvollen Ideen, die Daniela mitgebracht hat. Dazu gehören zum Beispiel:
Kudo-Karten, die sich Teammitglieder gegenseitig schreiben
Tüten im Büroflur, in die Kolleg:innen wertschätzende Botschaften füreinander legen können
Anerkennungstafeln oder Feedbackrunden, in denen gezielt Stärken benannt werden
All diese Maßnahmen setzen auf direkte Wertschätzung – und sie fördern eine Unternehmenskultur, in der sich Menschen gegenseitig sehen und anerkennen.
Wertschätzung beginnt im Kleinen – auch im Privaten
Zum Schluss haben wir noch gelacht, als ich die Idee mit den Wertschätzungs-Tütchen gleich mal mit nach Hause nehmen wollte. Denn oft erleben wir selbst im Familienalltag ähnliche Dynamiken: Vieles wird erledigt, wenig wird gesehen. Warum also nicht auch im Privaten bewusster loben, zuhören und das Gute betonen?
Mein Fazit: Wertschätzung ist mehr als Lob – sie ist Haltung
Wertschätzung ist kein Tool, das man einmal anwendet. Sie ist eine Haltung, die im Kleinen beginnt – mit einem ehrlichen „Danke“, mit einem offenen Ohr, mit echtem Interesse. Und sie hat das Potenzial, nicht nur Menschen zu stärken, sondern auch Organisationen erfolgreicher zu machen.
Denn wie Daniela so treffend gesagt hat: „Menschen machen Unternehmen – und nicht Zahlen, Daten, Fakten.“

Jetzt reinhören: Zeit für Wesentliches
In meinem Podcast Zeit für Wesentliches spreche ich mit Menschen, die neue Perspektiven auf Arbeit, Führung und Zusammenarbeit eröffnen. In der Folge mit Daniela geht es darum, wie wir Wertschätzung am Arbeitsplatz nicht nur fordern, sondern konkret gestalten können – als Kolleg:innen, Führungskräfte oder einfach als Mitmensche
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